
Kein Figurenspiel für Kinder: «Nouveau Fuck» von Cat Smits Company, Foto: © Paulina Matusiak, Eddy Wenting
ProgrammZeitung aus dem Septemberheft 2023, S. 15
Viel mehr als Kasperlitheater
Daniela Gschweng
Das Basler Figurentheaterfestival Baff zeigt Provokantes, Tiefgründiges und Amüsantes für alle Altersgruppen.
Nach zwei Jahren Pause sind wieder die Figuren los: Das internationale Basler Figurentheaterfestival Baff bespielt ab Mitte September fünf Tage lang den Münsterplatz sowie mehrere Spielstätten in der Stadt. In der zwölften Ausgabe geht es um «Friction», Reibung, was ohne R «Fiction» ergibt.
Womit durchaus auch Reibung am konventionellen Puppentheater gemeint ist. Eine Figur ist, kurz gesagt, alles, was sich dazu machen lässt – von der Handpuppe bis zum abstrakten Objekt. Zahlreiche kreative Möglichkeiten, die das Baff ausloten will. Und auch ohne den traditionellen Kasperli bleibt der Zauber des Puppenspiels. «In dem Moment, in dem tote Materie lebendig wird», ändere sich die Welt, sagt Baff-Co-Leiterin Kathrin Doppler.
Plüschvagina und eine Puppe ohne Mund.
Figurentheater kann auch avantgardistisch, unbequem und aktuell sein. Das zeigt der Baff-Tipp von Co-Leiter Marius Kob. «Nouveau Fuck» ist kein Figurenspiel für Kinder, das sagt schon der Titel.
Es spielen mit: eine Plüschvagina, eine barbieartige Puppe ohne Mund, mehrere teil-, voll- und gar nicht maskierte Menschen, ein paar Körperteile, Wut, Scham, Schweigen und Blut. Es geht um das Leben als Frau. Ein Thema, das so vollgestopft mit Rollen und Mustern ist, dass es nach Figuren und Masken geradezu schreit.
Puppen gäben ihr mehr Möglichkeiten, die Geschichte zu erzählen, sagte die Regisseurin Cat Smits einer norwegischen Zeitung. «Nouveau Fuck» sei ehrlich, kühn, schamlos, schreibt diese. Die Reise gehe «von den höchsten Höhen bis zu den tiefsten Tälern aus weiblicher Sicht», so eine Zuschauerin.
«Wann werden Frauen wirklich gefährlich?», fragt die niederländische Künstlerin und Schriftstellerin Stella Bergsma in der Romanvorlage. «Nouveau Fuck», findet sie, sei eine Lebensphilosophie. Im Anschluss an die Vorführung im Humbug gibt es Cocktails aus dem Guckkasten-Theater und ein Konzert.
Liebe, Meer, Romantik und viel Papier.
Wem «Nouveau Fuck» zu avantgardistisch, zu feministisch, zu ernst oder zu aufwühlend ist, dem empfiehlt Doppler «Un océan d’amour». Das familiengerechte Stück hat alles, was eine gute Geschichte ausmacht: Liebe, Meer, Romantik, Mut, Ironie – und viel Papier.
Die Papierfiguren werden während der Aufführung von zwei Personen hergestellt, die das Geschehen pointiert kommentieren. «Ich habe seit Jahren nicht mehr so gelacht», sagt die Co-Leiterin des Baff. Und am Ende wird hoffentlich alles gut. Oder fast alles, die Umwelt ist ja immer noch kaputt.
Auch das bewährte Personal hat weiterhin seinen Auftritt: Rund um das Festivalzentrum am Münsterplatz warten klassisches Puppentheater sowie mehrere Kurzaufführungen auf ihr Publikum.
Internationales Basler Figurentheaterfestival Baff:
Mi 13.9. bis So 17.9., Münsterplatz und weitere Orte in Basel, www.figurentheaterfestival.ch









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