Heiss, heisser, Basel

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Entwicklungsgebiet Lysbüchel: Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Foto: Tilo Richter

ProgrammZeitung aus dem Sommerheft 2023, S. 25

Heiss, heisser, Basel 

Tilo Richter

Im Juli und August wird das Stadtklima grenzwertig.
Wie kann dem entgegengewirkt werden?

Mit dem Sommer kommen Hitze und Trockenheit. Das ist nicht neu und auch kein Drama. Dennoch stellt sich die Frage, ob und wie sich Basel auf eine Zukunft vorbereitet, in der es noch heisser und trockener wird. Wer genauer auf bestimmte neuralgische Orte in der Stadt schaut, stellt fest, dass bisher noch keine umfassenden Massnahmen ergriffen wurden, um die Begrünung, Beschattung, Entwässerungs-fähigkeit und Hitzebeständigkeit der Stadt zu verbessern – Stichwort «Schwammstadt».

Spagat zwischen Qualität und Flexibilität.

In den letzten Jahren sind einige Projekte aufgefallen, die – bezogen auf die genannten Kriterien – wie aus der Zeit gefallen wirken: die Asphaltierung des Vogesenplatzes beim Bahnhof St. Johann, die Erneuerung des Wieland-platzes oder der Natursteinbelag in der Freien Strasse. Bei aktuellen Diskussionen zur Neugestaltung des Barfüsser-platzes oder des Innenhofs der Kaserne wird die grund-legende Frage aufgeworfen, die nicht nur hier beantwortet werden muss: Wie können gleichzeitig neue Grün- und Schattenzonen geschaffen, versiegelte Flächen geöffnet und Aufenthaltsqualität verbessert werden, ohne dabei die flexible Nutzung dieser städtischen Freiräume einzu-schränken – beispielsweise während der Herbstmesse oder des Basel Tattoo?

Moderat oder radikal?

Einige der jüngsten Bemühungen zur Verbesserung des Stadtklimas sind lobenswert, wirken aber im Vergleich zur Dringlichkeit des Problems eher unzureichend. Die neuen Topfpflanzen auf der Dreirosenbrücke und im hinteren
St. Johann spenden beispielsweise so wenig Schatten, dass man sich fragt, ob der Aufwand den Nutzen rechtfertigt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass viele Plätze im Grunde nur die Dächer von Tiefgaragen und daher für Baumpflanzungen daher ungeeignet sind.

Auf politischer Ebene tut sich einiges. So bemühen sich die beiden Initiativen des Vereins umverkehR «Für eine zukunftsfähige Mobilität (Zukunftsinitiative)» und «Für ein gesundes Stadtklima (Gute-Luft-Initiative)» seit 2021 um tiefgreifende Veränderungen der Stadtlandschaft und ihrer Nutzung. Zeithorizont und Umfang der Forderungen hält die Regierung allerdings für nicht umsetzbar. Statt der eingeforderten 480000 sollen nur 140000 Quadratmeter Stadt zugunsten des Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehrs geschaffen werden. Daneben sollen rund 100000 Quadrat-meter Stadtboden entsiegelt und 2000 Bäume gepflanzt werden. Zugleich beinhaltet der Gegenvorschlag den Bau neuer Fuss- und Velobrücken und fokussiert auf die grossen Entwicklungsareale, die in den kommenden Jahren komplett neu definiert werden sollen. Der Gegenvorschlag zielt auf einen Zeithorizont von 14 Jahren ab, während die Initiativen ihre Forderungen innerhalb eines Jahrzehnts umgesetzt sehen möchten.

Es besteht Uneinigkeit darüber, wie radikal der Umbau vorangetrieben werden muss, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen. Vieles, was bisher in Angriff genommen wurde, ist grundsätzlich wünschenswert, erscheint jedoch eher oberflächlich. Für einen echten Paradigmenwechsel sind vermutlich völlig neue Denkansätze und Prioritäten in der Stadtentwicklung erforderlich.

Von anderen lernen.

Mit seiner aktuellen Ausstellung «Hot Cities» richtet das Vitra Design Museum in Weil den Blick auf die Metropolen der arabischsprachigen Welt und stellt vor, wie dort mit dem extremen Klima umgangen wird. Der Bogen spannt sich dabei von traditionellen Bauweisen bis hin zu neuesten Technologien. «Hot Cities» fordert dazu auf, sich auf die zeitlosen Lehren der Vergangenheit zu besinnen und die eigene Haltung zu Zukunft und Nachhaltigkeit zu überdenken. Denn ohne schnelle und grundlegende Anpassungen im Denken und Handeln wird das Stadtklima auch in unseren Breiten zur Belastung werden.

www.umverkehr.ch

Ausstellung «Hot Cities. Lessons from Arab Architecture»:
bis So 5.11., Vitra Design Museum, Weil am Rhein,
www.design-museum.de

 

 

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