
Christoph und Julian Prégardien (von links), Foto: Reiner Pfisterer
ProgrammZeitung aus dem Juniheft 2023, S. 10
Es händelt sehr …
Carmen Lee
Vater und Sohn Prégardien konzertieren mit
Händel in Basel.
«Wir waren anfänglich etwas geschockt, als wir voneinander erfahren haben, dass wir beide – mein Vater und ich – im Juni ein Händel-Konzert in Basel geben werden», gibt Julian Prégardien schmunzelnd zu. «Wir tauschen uns oft aus, gehen gerne zusammen essen, sprechen jedoch dabei offensichtlich wenig über die Arbeit», ergänzt Christoph Prégardien. In Basel muss nun der gemeinsame Restaurantbesuch wohl leider ausfallen, kommt doch Julian Prégardien Anfang Juni ins Stadtcasino und Vater Prégardien erst gegen Ende des Monats in die Peterskirche.
Sohn Prégardien präsentiert ausschliesslich Opernarien aus «Giulio Cesare», «Tamerlano» und «Rodelinda, Regina de’ Longobardi», während sein Vater – zusammen mit Leila Schayegh und ihrem Ensemble La Centifolia – das Konzert mit Auszügen aus den Oratorien «Samson» und «Jephtha» ergänzt, die Händel allesamt in seinen schaffenstüchtigen Londoner Jahren komponiert hatte.
Händel für Tenor?
Denken wir an die Oper, so stellen wir die Tenor- neben der Sopranpartie ins Zentrum des Geschehens. Doch in der Barockzeit waren die grossen Rollen den Kastraten vorbehalten (die heute üblicherweise von Countertenören oder Mezzosopranistinnen gesungen werden). Die Tenöre, die erst im Laufe des 19. Jahrhunderts zu den dominierenden Stars der Opernwelt avancierten, spielten damals eine weit weniger wichtige Rolle. Umso erstaunlicher ist es, dass Händel 1725 für Francesco Borosini, der später als der erste grosse italienische Tenor gelten sollte, die Kastratenpartie des Sesto aus «Giulio Cesare» für die Tenorstimme umarbeitete und drei Arien neu dazu komponierte. Diese drei selten gehörten Stücke wird Julian Prégardien mit dem La Cetra Barockorchester unter der Leitung von Andrea Marcon interpretieren. Dabei darf jedoch eine der berühmtesten Händel-Arien, «Svegliatevi nel core», aus demselben Bühnenstück nicht fehlen. «Händel hat sehr gut für die Gesangsstimme geschrieben. Die kantablen Melodien sind sehr organisch komponiert. Die Borosini-Arien sind dabei nicht nur virtuos, sondern auch charaktervoll und facettenreich, was mich sehr reizt», erzählt Sohn Prégardien.
Vater Prégardien indes fokussiert sich auf die Tenorpartien, die Händel damals für den britischen Sänger John Beard schuf. «Händel war in der Lage, seinen Sängerinnen und Sängern die Partien sozusagen in den Hals zu komponieren, und das unabhängig vom Sujet und den äusseren Vorgaben. Bemerkenswert ist auch die psycholo-gische Durchdringung der jeweiligen Persönlichkeiten in den betreffenden Partien», so Christoph Prégardien.
Nennen wir es Zufall oder glückliche Fügung – wir dürfen gespannt sein, die beiden international gefragten Tenöre im Juni in Basel erleben zu dürfen.









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